Bürgermeister Klaus Geise nutze den Neujahrsempfang für eine nachdenklich stimmende, aber auch motivierende Ansprache.


Wie bereits in der aktuellen Ausgabe der NelkenWelt angekündigt, nun die vollständige Rede von Bürgermeister Klaus Geise „Grußwort zum Neujahrsempfang von BIomberg-Marketing“:
 
„Glück, Zufriedenheit, beruflichen und privaten Erfolg. Dazu ganz besonders Gesundheit. Und wenn es doch einmal erforderlich wird, dann wünsche ich einen nur sehr kurzen Aufenthalt im Wartezimmer – und anschließend dann die richtigen Pillen vom „Onkel Doktor“. Wenn das man immer so einfach wäre: krank? — Doktor — Pille — gesund! Welche Pille müsste das sein, die unsere Welt im neuen Jahr 2017 heilt, weil sie doch erkennbar schwer erkrankt ist?
 
Die offenkundigen Symptome verheißen nichts Gutes: Über 65 Mio. Menschen sind weltweit auf der Flucht, der Klimawandel schreitet voran, die Terrorgefahr wächst, Freiheitsrechte bleiben auf der Strecke. Viele Menschen fragen sich zu Recht: Wie soll das weitergehen? Oder anders gefragt: Welches Medikament kann helfen? Wer hier nun auf ein spezielles Wundermittel setzt, der geht der weißen Salbe von Quacksalbern auf den Leim. Für das, was über Jahrzehnte -auch durchaus durch unser eigenes Mitwirken – gewachsen ist, für das, was aus komplexen gegenseitigen Abhängigkeiten entstanden ist – dafür oder dagegen gibt es keine schnellen und einfachen Wunderpillen. Viel schlimmer: die so propagierten Heilsbringer haben beträchtliche Nebenwirkungen: Nebenwirkungen für Toleranz, Verständnis und Völkerfreundschaft, Nebenwirkungen für Meinungsfreiheit, Nebenwirkungen für eine solidarische Gesellschaft. Und so möchte ich gleich am Anfang dieses neuen Jahres und gleich zu Beginn meines Grußwortes eine wichtige Botschaft senden: Vertrauen Sie gerade im Superwahljahr 2017 nicht den einfachen und simplen Antworten der Populisten und Zerstörer. Holen Sie sich (auch fast wie beim Arzt) eine zweite Meinung ein – wenngleich diese etwas differenzierter und vielleicht komplizierter sein wird.
 
Doch treten wir nun die Reise in unser kleines lokales Gemeinwesen an. Weit weg vom nächsten Wahltermin und weit weg von den großen politischen Themen können wir zunächst einmal ganz entspannt festhalten, dass es für unsere Großgemeinde ein gutes Jahr 2016 gewesen ist. Für die breite Öffentlichkeit waren dies sicherlich zunächst die Königinnentage, wo sich die ganze Stadt überregional für Gäste und Besucher bestens präsentiert hat. Hier geht mein Dank für diese tolle Veranstaltung an BM, an alle ehrenamtlichen Helfer und natürlich besonders an den „Treiber und Antreiber“, unseren nimmermüden Vorsitzenden Oskar Wnendt. Gleichzeitig hatten unsere neu gestalteten Plätze in der Altstadt ihre erste richtige Bewährungsprobe. Markt-‚ Martini- und Pideritplatz, Burg- und Schweigegarten bildeten ein tolles Ambiente und erfüllten die mit dem damaligen Ausbau verbundenen Erwartungen vollauf — dies umso mehr, da auch unterjährig z.B. die Gastronomie, die mit dem Ausbau verbundenen Chancen nutzt und die Plätze gut bespielt. Unsere historische Altstadt gibt nach den erfolgreichen Maßnahmen eine ausgesprochen gute Visitenkarte ab: Sie ist vielfältiger Mittelpunkt der gesamten Großgemeinde und strahlt fortan noch positiver aus.
 
In diesem Zusammenhang nutzt auch der Wochenmarkt seine Möglichkeiten neu: Ganz pragmatisch wird am Freitag die Fahrgasse dem Marktgelände zugeschlagen und schafft so mehr Platz und Aufenthaltsqualität für Kunden und Besucher. Stellvertretend für viele Entscheidungen des vergangenen Jahres darf ich noch drei bemerkenswerte Projekte benennen, die über den Tag hinaus einen guten Einfluss auf unsere Stadt haben werden. Da ist zum einen die Umnutzung des städtischen Gebäudes in der Schulstr. 15: Rund um den Schulhof der GS Am Weinberg ist nun ein Zentrum von Bildung und Betreuung abgerundet worden, was sicherlich sehr zukunftsträchtig ist. Und am Rande sind hierzu noch zwei Aspekte festzuhalten: sinnhafter Eltern- oder Bürgerprotest wird durchaus eingebunden und es lohnt sich eben doch, nicht in der Haushaltssicherung zu sein, sondern finanzielle Spielräume für Zukunftsinvestitionen zu haben und diese auch konstruktiv zu nutzen. Das zweite nennenswerte Projekt betrifft die dauerhafte Folgenutzung der ehemaligen Grundschule in Istrup. Mit dem Wechsel des Fachseminars für Altenpflege von der VHS Lippe-Ost hin zum großen Partner des ev. Johanneswerks aus Bielefeld haben wir nicht nur einen guten Mieter für ein städtisches Gebäude, sondern vor allen Dingen einen Träger gefunden, der den künftigen Anforderungen an eine veränderte Pflegeausbildung mit hoher Qualität Rechnung tragen kann. Jährlich sind so in Istrup 150 Menschen in Ausbildung: für ihre eigene Weiterentwicklung, für die Pflege und schlechthin für die Menschen in unserer Region.
 
Als dritten Punkt möchte ich ein besonderes Erfolgserlebnis für die Stadtverwaltung benennen: Mit dem Bewilligungsbescheid des Landes für ein Integrationszentrum im Paradies haben wir mit unseren Ideen einen Wettbewerb um Landesmittel gewonnen und holen so rund 750.000 € Steuergelder zurück nach Blomberg. Wir sanieren die städtischen Gebäude der ehemaligen Grundschule und der Turnhalle. Und nicht zuletzt schafft diese sinnhafte Folgenutzung eine neue Heimstätte für die Begegnung von Flüchtlingen und Alteingesessenen, für Integration und Zusammenwachsen. Denn hier warten besondere Herausforderungen. Die erste Phase bei der Flüchtlingsarbeit mit Unterkunft, Kleidung und Essen ist vorbei — es braucht jetzt Bildung, Arbeit und Integration. So langsam greifen die staatlichen Instrumente und die Kommunen mit den Menschen vor Ort werden nicht mehr ganz so alleine gelassen. Dennoch wiehert oft genug der Amtsschimmel, weil er mit den unterschiedlichsten Lebenssachverhalten, die die Flüchtlinge in ihrer Vielfalt mitbringen, nicht wirklich Schritt halten kann. Deshalb braucht es immer wieder Verständnis und Geduld, und in gleichem Maße Orientierung und auch Konsequenz.
 
Der Start ins neue Jahr war durchwachsen: Wenn man denn ausschließlich auf die Steuererhöhungen schaut, die der Rat noch zum Jahresschluss beschließen musste, um 2017 den Gang in die Haushaltssicherung zu vermeiden. Solange gesamtstaatliche Aufgaben auf die Kommunen ohne hinreichende Finanzausstattung abgewälzt werden, wird dieses Strukturproblem bleiben. Aber damit möchte ich Sie nicht jedes Jahr neu langweilen. Vielleicht aber einmal zur Einordnung der Grundsteuererhöhung die absoluten Zahlen: Bezogen auf die letzten zwei Jahre bedeutet dies für ein Einfamilienhaus eine Mehrbelastung von rund 5 € im Monat, für ein Reihenhaus von rund 3 € im Monat. Und so relativiert sich dann bei einem zweiten Blick so manches, zumal, wenn man dann noch feststellt, was unsere Großgemeinde für ihre BuB an Infrastruktur vorhalten will und auch vorhalten muss, um ein attraktiver Lebens- und Wohnstandort zu sein. Und genau mit diesem Auftrag startet das politische Blomberg in das neue Jahr 2017 und wird neben den Dauerbrennern einiges Neues auf den Weg bringen: Für rund eine halbe Mio. € wird im Ortsteil Herrentrup eine neue Feuerwache gebaut, um den dort ehrenamtlich für unsere Sicherheit tätigen KuK angemessene Arbeitsbedingungen bieten zu können.
 
Mit der Erarbeitung eines Integrierten Kommunalen Entwicklungskonzept (oder kurz: Elke) starten wir in unseren Dörfern einen breit angelegten Diskussionsprozess, um Stärken und Zukunftschancen zu definieren sowie nicht zuletzt die Chance auf Fördermittel für künftige Projekte zu sichern. Das städtebauliche Entwicklungskonzept für die Altstadt biegt so langsam aber sicher auf die Zielgerade in Richtung 2020 ein. Mit der Neugestaltung einzelner Stadteingänge soll der Weg in die Innenstadt für Gäste und Besucher noch attraktiver werden. Nachdem im vergangenen Jahr StuSt der HS OWL ihrer Phantasie freien Lauf gelassen haben, braucht es nun eine gewisse Erdung der Ideen, um die gewünschte Stoßrichtung mit straßenbehördlichen Vorstellungen und anderen Sachzwängen kompatibel zu gestalten. Das nun beauftragte Fachbüro bündelt derzeit alle Aspekte, einschließlich insbesondere der Anregungen von BIomberg-Marketing und wird dann im Frühjahr in einer Bürgerversammlung ihre Entwürfe, zum Beispiel zum Vatti-Park, zur Diskussion stellen. Und die Stadt wird sich auch an anderer Stelle weiterentwickeln. Wie langfristig geplant wird neben den Bauplätzen in den Ortsteilen demnächst auch wieder ein größeres Bauplatzangebot in der Kernstadt geschaffen.
 
Der bekannte Fahrplan „2017 Erschließung I 2018 Verkauf’ wird einzuhalten sein und eröffnet eine klare Perspektive für alle Bauwilligen. Die Stellungnahme von BIomberg-Marketing hierzu hat noch einmal die Notwendigkeit dieser Planung verdeutlicht, wenngleich im Detail durch die politischen Gremien am Ende der Beratung eine andere Gewichtung in der Reihenfolge gewählt wurde.
Neuen Schwung hat der Wunsch nach einem Kunstrasenplatz in der Großgemeinde bekommen. Diese Tendenz begrüße ich außerordentlich, denn ich bin nach wie vor der Meinung, dass ein derartiger Ganzjahresplatz zu der sportlichen Infrastruktur einer Stadt wie Blomberg einfach dazu gehört. Das Problem ist hierbei nicht die einmalige Investition, sondern wie seit 2012 die Frage der Folgekosten und der Gesamtstruktur der Plätze in der Großgemeinde. Hier bin ich sehr zuversichtlich, dass wir nun nach dieser Besinnungspause zu guten Ergebnissen mit dem Dachverband und den betroffenen Vereinen kommen können. Den Auftakt der Beratungen machen wir bereits in der kommenden Woche im Sportausschuss. Bereits seit über einem Jahr dauern die Beratungen um ein neues Friedhofswesen an, welches weitgehende Gebührenstabilität und gleichzeitig moderne Bestattungsformen zum Ziel hat. Für Istrup und Donop gibt es sehr konkrete und mit der Dorfgemeinschaft abgestimmte Pläne zur Umsetzung. Im 84-Seelen-Dorf Dalbom geht die Dorfgemeinschaft in die Verantwortung und übernimmt vorbildlich Hege und Pflege, um die kleinste der elf Anlagen in der Großgemeinde mit durchschnittlich nur einer Beisetzung im Jahr für sich zu erhalten. Leider sind nun in den städtischen Gremien Verzögerungen zu erwarten, die einer Neufassung der Friedhofssatzung und dem damit verbundenen schwierigen, aber erforderlichen Reformprozess im Wege stehen.
 
Meine Damen und Herren, was wird 2017 noch bringen? Zweifelsohne weniger Pokemonjäger und hoffentlich weniger Gruselclowns. Vermutlich bekommen wir mehr Postfaktisches und noch mehr Fakenews. Und wenn Frau Büker nicht aufpasst, dann hackt Putin die Geschäftsstelle von BIomberg-Marketing. Also: Gefahren lauern in unserer so klein gewordenen Welt überall und poppen penetrant als Breaking-News in allen Medien auf. „Bad news“ sind bekanntlich für viele „good news“. Doch wie sollten wir darauf reagieren? Sicherlich nicht mit Angst und Rückzug in das Private, sondern eher mit mehr Gelassenheit, gesunder Skepsis und gewissem Abstand. Was aber bitte nicht das Gegenteil ist von Mitgefühl und Anteilnahme für die Opfer von Terror und Gewalt. Für die Fülle und Dauer schlechter Nachrichten gibt es gerade in unserer kleinen Stadt die Möglichkeit, sich zu wappnen. Nicht als Wunderpille gegen alles Schlechte, sondern eher als Hilfe zur Selbsthilfe.
 
Machen Sie sich gedanklich stabil: Sehen Sie die Vorzüge unserer Kleinstadt, schätzen Sie das nachbarschaftliche und kollegiale Miteinander, atmen Sie bewusst die saubere und gesunde Luft im Stadtwald ein, freuen Sie sich an einer überdurchschnittlichen Infrastruktur und nehmen Sie sich Zeit für Familie und Freunde, tauchen Sie ein in unser soziales und gesellschaftliches Netzwerk. Genießen Sie unser gemeinsames, unser schönes Leben hier in Blomberg — und: Bleiben Sie optimistisch, lassen Sie sich einfach die Freude am Leben nicht verderben. Vielleicht gehen Sie im neuen Jahr sogar noch einen Schritt weiter: engagieren Sie sich für unser Gemeinwesen, an welcher Stelle und in welcher Form auch immer. Unterstützen Sie zum Beispiel Blomberg-Marketing, örtliche Vereine und Initiativen. Leisten Sie einen aktiven Beitrag für ein besseres und sozialeres Miteinander, damit wir zueinander stehen, damit wir gemeinsam den Herausforderungen unserer Zeit gewachsen sind. So wollen wir trotz allem mit Zuversicht in das neue Jahr 2017 gehen. Es hält — wie immer – viele Möglichkeiten für uns alle bereit. Diese Chancen wollen wir heben und nutzen: Für uns und für unsere schöne Stadt Blomberg!
 
Glück auf!
 
Stand: 07.01.2017 170108 Neujahrsempfang 1