IMG_1610Als nach 93 höchst spannenden Minuten der Schlusspfiff ertönte, durfte gefeiert werden – und das nicht zu knapp: erst mit einer Sektdusche auf dem Feld, dann in der Kabine, lautstark auf der Rückfahrt im Bus, und bis spät in die Nacht auch noch ausgelassen im Donoper Vereinslokal, denn schon am vorletzten Spieltag sicherte sich der FC Donop-Voßheide den Meistertitel in der Frauen-Landesliga, Staffel 1 mit einem 5-3 Auswärtserfolg beim direkten Verfolger SV Upsprunge.

Der Titel berechtigt gleichzeitig zum direkten Aufstieg in die Westfalenliga, was formell von der Mannschaft und vom Vorstand natürlich noch abgesegnet werden muss, denn der Qualitätssprung in die Westfalenliga ist bekanntermaßen groß, die Fahrten weit und für den Verein ist das ganze zudem auch noch mit höheren Kosten verbunden. Die Chancen, den Aufstieg nun auch tatsächlich anzugehen, stehen aber nicht schlecht, denn Mannschaft und Trainer haben es sich allemal verdient und – wann erreicht man es schon mal im Leben eines Amateurfußballers, in der Westfalenliga zu spielen? In Lippe gelang dies zuletzt den Damen des BSV Müssen – und das ist 15 Jahre her. Immerhin hat der FC mit Torfrau Rabea Einhorn dafür noch eine Zeitzeugin, die dabei war, jetzt aber wohl endgültig in den Dauer-Standby-Modus wechseln will, denn ganz Aufhören gibt’s in Donp-Voßheide erst ab dem Rentenalter.

Der FC hatte – in weiser Voraussicht der erfreulichen Dinge, die da kommen würden – eigens einen Fanbus eingesetzt, der auch gut angenommen wurde, sodass die FC-Ladies sich einer kräftigen Unterstützung erfreuen durften. Dennoch begonnen sie 20 Minuten lang reichlich nervös und beschworen einige gefährliche Szenen vor dem eigenen Tor herauf, kulminierend in einem Eigentor von Marie Wollbrink nach einem Eckball in der 23. Minute. Dies schien jedoch wie ein Weckruf auf die Mannschaft zu wirken, denn nur drei Minuten später konnte Milena Szymkowiak eine scharfe Hereingabe von Marina Heidebrecht zum Ausgleich nutzen. Damit war der Bann gebrochen und als wiederum nur drei Minuten später Heidebrecht im Strafraum von den Beinen geholt wurde, hatte Jennifer Friedel keine Mühe, den fälligen Strafstoß zur 2-1 Führung zu verwandeln. Genephe Mäder gelang vor der Pause sogar noch der Treffer zum 3-1 Halbzeitstand.

In der Pause mahnte FC-Coach Ivan Maros, die Räume im Mittelfeld noch enger zu machen und zu schnellem Umschaltspiel nach Balleroberungen. Dies war jedoch leichter gesagt als getan, denn Upsprunge bewies seine Klasse immer wieder durch gefährlich Pässe in die Schnittstellen der DonVoß-Abwehr, was auch zweimal zu Anschlusstreffern zum 2-3 und zum 3-4 führte. Entschieden wurde die Partie im zweiten Durchgang nicht zuletzt durch eine überragende Marina Heidebrecht, die nicht nur die beiden letzten Treffer erzielte, sondern auch an fast allen Toren beteiligt war.

Letztlich war dies unterm Strich aber vor allem eine bemerkenswerte Mannschaftsleistung mit tollen Spielzügen und durchgängig hohem kämpferischen Einsatz – und dass bei unangenehm schwülen Temperaturen. In der Schlussphase wechselte der Coach daher auch noch Sarah Tiemann und Youngster Charlotte Meier ein und schließlich auch noch die zuletzt lange verletzte Marina Niemeier, die deswegen mit besonderem Applaus bedacht wurde. FC-Stammaußenverteidigerin Saskia Uphoff blieb daher heute ohne Einsatz, obwohl sie mit bisher 18 Einsätzen eine der Dauerläuferinnen diese Saison ist.

Die zahlreichen Zuschauer kamen in den Genuss einer hochklassigen Landesligapartie, die eines Spitzenspiels absolut würdig war. Der FC Donop-Voßheide hat sich die Meisterschaft durch einen furiosen Endspurt – und von Trainerfuchs Ivan Maros unmittelbar nach der Heimniederlage gegen Kutenhausen fast prophetisch angekündigt – mit zuletzt sieben Siegen hintereinander und 42 dabei erzielten Toren redlich verdient. Mit jetzt 95(!) geschossenen Toren können am letzten Spieltag sogar die 100 voll gemacht werden. Jetzt bleiben noch genügend Hausaufgaben zu machen in der Vorbereitung auf die neue Saison. Schon aufgrund des kleinen Kaders sind Verstärkungen hoch willkommen und wohl auch notwendig. Die bereits heute feststehenden Abstiege des RSV Barntrup und der TSG Holzhausen-Sylbach aus der Landesliga, als auch des SV Ottbergen-Bruchhausen und der Reserve des Herforder SV könnten dem FC spielstarke Neuzugänge bescheren, da vorgenannte Vereine sich nicht nur „in der Nachbarschaft“ befinden, sondern sich dort auch Spielerinnen mit Ehrgeiz jetzt sicher die Option FC zumindest überlegen werden.

Die Westfalenliga bedeutet für den Verein sicherlich ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Aber um dahin zu gelangen haben Mannschaft, Trainer und Obleute nach dem Aufstieg in die Landesliga vor acht Jahren hart gearbeitet und dabei fast immer oben mitgespielt, sodass man jetzt berechtigterweise auch sagen darf: „Packen wir’s an! Freuen wir uns drauf und sollte es nicht klappen mit dem Klassenerhalt, so würde es dennoch eine Erfahrung bleiben können, die allen an diesem Erfolg Beteiligten keiner nehmen kann.“ Ein Zerfall der Mannschaft im Fall eines sofortigen Wiederabstiegs ist nach Meinung aller Beteiligten mehr als unwahrscheinlich, da die Mannschaft über viele Jahre zusammengewachsen ist, und auch ein solches Negativereignis sie nicht aus der Bahn werfen würde.

Am nächsten Sonntag ist Maibockfest in der Voßheider Passade-Kampfbahn; diesmal gleichzeitig auch Meisterfeier für die Frauen und – bei den Männern – auch das Feiern des Klassenerhalts.

Die Anteilnahme am Erfolg der Damen ist überwältigend. Die Gratulationen trafen bereits unmittelbar nach Spielende nicht nur von den meisten Mitkonkurrenten aus der Landesliga ein, sondern u.a. auch von Arminia Bielefeld, dem Herforder SV, und dem FC St. Pauli. Schon am Abend hatte die Facebook-Seite der Damen über 100 neue Likes und am kommenden Sonntag – beim bedeutungslos gewordenen letzten Saisonspiel gegen die bereits abgestiegene TSG Holzhausen-Sylbach wird auch noch lippische Prominenz erwartet. Wie man hört, wollen es sich die Bürgermeister der Städte Lemgo und Blomberg nicht nehmen lassen, den Damen zu Meisterschaft und Aufstieg zu gratulieren.