Die Verwaltung der Stadt Blomberg hatte zur heutigen Eröffnung des Integrationszentrums im Paradies geladen. Schon vor der eigentlichen Zeit, füllten sich Eingangsbereich und Foyer des neuen Integrationszentrums im Paradies mit zahlreichen Amtsträgern der Politik und vielen weiteren Funktionären. Gut gelaunt und mit erwartungsvollen Blicken. Bürgermeister Klaus Geise freute sich sichtlich darüber, dass so viele Menschen der Einladung gefolgt waren. Da seine Ansprache alle Wesentlichen Punkte einschließt, beginnen wir bei unserem Bericht auch mit seiner Rede, einen abschließenden Kommentar der Redaktion gibt es dann am Ende des Artikels.

 

„Sehr geehrte Frau Regegierungspräsidentin Thomann-Stahl, Herr Abgeordneter Berghahn, liebe Kooperationspartner, meine sehr verehrten Damen und Herren, zunächst einmal darf ich Sie im Namen der Stadt Blomberg herzlich zu dieser kleinen Einweihungsfeier unseres neuen Integrationszentrums im Paradies (kurz: lZIP) begrüßen. Eine kleine Feier für ein großes Projekt. Ich freue mich, dass Sie unserer Einladung so zahlreich gefolgt sind. Und wenn ich sage „kleine“ Einweihungsfeier, so ist das nur zeitlich so gemeint, denn ab 15.00 Uhr beginnt schon der „Tag der offenen Tür“ mit einem „großen“ Programm und Sie dürfen sich alle auf viele Veranstaltungspunkte im gesamten Haus, in einem lebendigen Haus, freuen. Und dies sollte symbolisch heute und ansonsten auch künftig im Vordergrund stehen.

 

Doch vor den Aktivitäten und Programmpunkten steht ein gewisser formeller Startschuss, den wir gerne gemeinsam geben wollen, denn es gibt logischerweise auch etwas zu diesem Projekt inhaltlich zu sagen. Und so freue ich mich besonders, dass ich heute als Vertreterin des Landes NRW Frau RP Marianne Thomann-Stahl begrüßen darf, die sich gleich mit einem Grußwort an uns wenden wird. Umrahmt wird dies mit einigen musikalischen Klängen zur Auflockerung.

 

Ich möchte mich bedanken, dass die Regierungspräsidentin heute persönlich zu uns gekommen ist. Und ich möchte mich natürlich insbesondere beim Land in Gänze bedanken, welches mit einer beträchtlichen Fördersumme dieses Vorhaben erst möglich gemacht hat. Diese rund 760.000 € sind kein Pappenstiel – und in Lippe schon mal gar nicht.

 

Doch warum geht es nun eigentlich? Auf dem gefühlten Höhepunkt der Flüchtlingskrise und den Eindrücken der Ereignisse des Jahres 2015 hat die Landesregierung schnell reagiert und ein Projektaufruf gestartet mit dem Titel „Hilfen im Städtebau für Kommunen zur Integration von Flüchtlingen“. Und das wäre jetzt genau der Punkt, wo Sie, Frau Regierungspräsidentin, mit Ihrem
Grußwort ansetzen könnten.“

 

Eine rein rhetorische Frage des Bürgermeisters, natürlich wollte Sie und lobte gleich zum Start Ihrer Ansprache die Fähigkeit des Bürgermeisters einen passenden Spannungsbogen aufbauen zu können. Marianne Thomann-Stahl fasste sich in Ihrer Ansprache recht kurz, fand jedoch passende Worte: „Die Landesregierung hat große Anstrengungen unternommen den Kommunen in Bezug auf die Flüchtlingssituation zu helfen. 72 Mio. Euro Grundsumme wurden dafür bereitgestellt und 147 Projekte wurden von einer unabhängigen Jury ausgewählt und gefördert. Eines davon war auch Blomberg. Zielsetzung war es die Kommunen und das dortige Ehrenamt zu unterstützen, es sollte im Ansatz um investive Maßnahmen der Daseinsvorsorge gehen, also sachdienliche Umbaumaßnahmen. Maßnahmen sollten so gestaltet werden, dass die Öffentlichkeit jederzeit Zugang haben soll. Mit Ihrem Konzept haben Sie davon überzeugt, dass Blomberg eine Förderung wert ist.

 

Letztlich ist es ihr Geld, da es sich natürlich um Steuergelder handelt, nun um solche, die in Ihre Stadt zurückfließen. Da der Fördersatz nur 60 Prozent beträgt, musste die Restsumme von Ihnen aufgebracht werden. Sie taten es und verdeutlichen damit, dass der soziale Zusammenhalt es Ihnen wert ist. Baulich angepasst und energetisch saniert steht das Gebäude, welches Sie schon vorher hatten, nun da. Sie werden hier bestimmt auch gute Synergieeffekte mit ihrem Nachbarn (gemeint ist das Jugendzentrum) erzielen können. Die gute Lage des Objekts ist ein weiterer Vorteil. Die Umsetzung haben Sie pünktlich abgeschlossen, ein Zeichen für eine gute Verwaltung. Nun gilt es dieses Haus mit Leben zu füllen und eben auch für die angedachten Zwecke zu nutzen. Freunde gewinnen, Beratung und Hilfe erfahren. Ich wünsche Ihnen alles gute mit Ihrem Integrationszentrum.“

 

Bürgermeister Geise ergriff nach erneut gekonnt musikalischer „Pause“ durch Victoria Dörksen am E-Piano das Wort: „Gerne knüpfe ich an Ihr Grußwort an und darf die Sicht der Stadt Blomberg anfügen. Wir haben uns von Beginn an von dem Förderprogramm und der damit verbundenen inhaltlichen Ausrichtung sehr angesprochen gefühlt. Dies betrifft in besonderer Weise den umfassenden Ansatz, der umfangreicher ist, als es der reine Titel nahelegt. Ich zitiere: „Die Projekte sollen jeweils mit einer besonderen Wirkung auf den sozialen Zusammenhalt im Quartier verbunden sein und deshalb für die Allgemeinheit zugänglich sein. Dazu zählt insbesondere die Integration von Jugendlichen, Migrantinnen und Migranten, Flüchtlingen und sozial Schwächeren.“

 

Auch der erforderliche städtebauliche Bezug leuchtete uns ein und konnte gut erfüllt werden. An der Schnittstelle des vielschichtigen Wohngebietes Bexten und der historischen Altstadt, in der Nachbarschaft von Einrichtungen der Kinder- und Jugendbetreuung, hätte der Ort für ein Integrationszentrum nicht besser sein können.

 

In die Karten spielte uns dabei allerdings auch, dass gerade hier durch die Aufgabe der GS am Paradies ein Leerstand entstanden war und wir nur noch 1 + 1 zusammenbringen mussten. Das „Sahnehäubchen“ hierzu war dann im weiteren Verlauf die Kooperation mit dem SOS-Kinderdorf e.V., Beratung und Treffpunkt, der in den neueren (und nicht geförderten) Gebäudeteil eingezogen ist. Dort verrichten acht qualifizierte Fachkräfte (Psychologen, Sozialpädagogen, Heilpädagogen) und weitere Honorarkräfte ihren Dienst und bringen uns zusätzlich viel sozialpädagogische Kompetenz in die unmittelbare Nachbarschaft zum IZIP.

 

Doch zurück zum eigentlichen Ausgangspunkt. Auch Blomberg war von dem Flüchtlingszustrom überrascht und es war eine besondere Kraftanstrengung für alle Beteiligten, diese Aufgabe zu schultern. Mein Dank geht an dieser Stelle an meine Mitarbeiter, aber insbesondere an die vielen Ehrenamtler die damals und auch heute, noch unverzichtbare Akteure in unserem sozialen Gemeinwesen waren und sind. Knapp 400 zu betreuende Flüchtlinge waren es in der Spitze, und es ging um Essen, Kleidung, Unterkunft. Heute sind es noch 330: Geduldete, Anerkannte oder noch im Asyl-Verfahren Befindliche. Und immer mehr verschiebt es sich vom Krisenmanagement hin zur langfristigen Daueraufgabe Integration – mit allen positiven und auch kritischen Facetten, die es da gibt.

 

Wir sehen uns da in Blomberg aber gut vorbereitet:

 

• Mit den, handelnden Personen und nun mit einem zentralen Anlaufpunkt, der die unterschiedlichsten Lebenssituation von Flüchtlingen und anderer Benachteiligter im Blick hat.
• Mit dem lZlP und seinem breit aufgestellten Angebot,
• mit unseren engagierten Kooperationspartnern und ihrer Kompetenz

 

sehen wir uns auch bei den künftigen und zu erwartenden Veränderungen zukunftgerichtet und flexibel aufgestellt.

 

Was bietet das IZIP nun?

 

Es bietet vielfältigen Raum der Begegnung für Bürger, Einwohner und Geflüchtete; es gibt Beratungs- und Schulungsangebote.

 

So sieht das IZIP in seiner Grundkonzeption vor, das von Anfang an die unterschiedlichen SeeielPartner entsprechend ihrer jeweiligen Profession zielorientiert für die Besucherinnen und Besucher des Zentrums, insbesondere natürlich die Flüchtlinge, bedarfsorientierte Angebote machen. So wird es bspw. im Haus ein umfangreiches Sprach- und Bildungsangebot sowie lntegrationskurse der VHS, der Volkshochschule-Lippe-Ost, geben.

 

Neben der VHS werden aber auch von der ersten Minute an die Partner vom OV Blomberg des Deutschen Kinderschutzbundes sowie SOS mit seinen Beratungsangeboten vor Ort sein. Weitere Kooperationspartner sind die ev.-ref. Kirchengemeinde, das JUZ und das Projekt Be8ung.

 

Darüber hinaus wird die Flüchtlingssozialarbeit der Stadt Blomberg, als auch die Flüchtlingshilfe Lippe e.V. mit festen Sprechzeiten und Beratungsangeboten ins Haus und in die Abläufe eingebunden. Die Stadt Blomberg wird das IZIP personell mit einer Verwaltungsfachkraft mit 24 Std. wöchentlich, sowie einer pädagogischen Vollzeitstelle ausstatten.

 

Um dem generationsübergreifenden Gedanken der Integration Rechnung zu tragen, wird als weiteres niedrigschwelliges Angebot der Kreis Lippe mit seiner Projektstelle „Quartiersmanagement“ im Rahmen der altersgerechten Quartiersentwicklung und der damit verbundenen Fachkraftstelle im lntegrationszentrum vertreten sein. Im Weiteren sollen ehrenamtliche Mitarbeiter seitens der Wohnbevölkerung und der Flüchtlinge gewonnen werden.

 

Auch der Freizeitbereich ist über die Raum- und Angebotsstruktur mit bedacht worden. Im IZIP befindet sich im Untergeschoss ein Veranstaltungsraum mit technischem Equipment, welcher für Filmabende, Theater, Kleinkunst, Musik, Lesungen und Kunst in Kooperation mit Partnern und Kulturverantwortlichen unter Mitarbeit von Flüchtlingen genutzt werden kann. Für Sportangebote befindet sich die Turnhalle gleich nebenan.

 

Gerne nutze ich die Gelegenheit, mich hier bei allen Partnern und Beteiligten zu bedanken, die sich hier so vorbildlich einbringen – nur so kann das als Gemeinschaftsaufgabe gelingen.

 

Gestatten Sie mir noch ein Wort zur Ertüchtigung des Gebäudes selbst. Hier geht mein Dank natürlich an die bauausführenden Firmen und Handwerkern, diese unter der Obhut des Architekturbüros Schreiber und Schaul, aber auch an das Team der städtischen BIG, mit Herrn Wolf an der Spitze, den ich ebenfalls schon unter uns gesehen habe. Die Schaffung der entsprechenden baulichen Infrastruktur für das IZIP, die behindertengerechte Erschließung und die bauliche Ertüchtigung des Gebäudes waren mit 980.000,00 € veranschlagt. Im Wesentlichen ging es dabei um die Aufwendungen für zwei neue Heizungsanlagen, Fenstererneuerung und den Einbau einer Aufzugsanlage. Weiter wurde in die Grundsanierung der Dusch- und Umkleidebereiche der Turnhalle investiert. Noch ist nicht alles schlussabgerechnet, aber wir werden wohl nicht wesentlich von den Planzahlen abweichen. Auch der Termin der Fertigstellung gelang zur heutigen Einweihung mit einer Punktlandung. Danke sehr!

Jetzt liegt es an uns allen, dieses neue, schöne Gebäude mit Leben zu erfüllen, damit es seinen Zweck erfüllen kann, zum Wohle der Flüchtlinge, aller Nutzer und des Quartiers in Gänze. Hierzu lade ich Sie alle ein, mitzuwirken. Einladen möchte ich Sie auch, sich heute am Tag der offenen Tür in aller Ruhe einmal umzusehen. Es werden Führungen angeboten und sicherlich finden Sie auch individuell überall Ansprechpartner. Zum Abschluss gibt es jetzt noch einmal Musik und das ist die Gelegenheit, mich für die musikalische Umrahmung zu bedanken bei Hakim Ludin und bei Viktoria Dörksen, die uns nun noch einmal erfreuen werden. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.“

 

Soweit der Blick des Bürgermeisters, bei dem sich die Redaktion herzlich für die Bereitstellung der Rede bedankt. Wenngleich die Rede eigentlich schon alles beinhaltet, so kommen wir nicht um einen abschließenden Kommentar umher:

 

Wenn wir in der Zeit etwas zurück gehen, dann waren die kritischen Stimmen bezüglich des Integrationszentrums schon sehr laut. Weniger aufgrund des Themas als solchem, sondern vielmehr aufgrund der finanziellen Belastung für die Stadt – bei leeren Kassen. Sicherlich hätte Blomberg auch eine weitere Grundschule im Stadtgebiet „gut zu Gesicht“ gestanden und viele forderten die Sanierung eben zugunsten einer weiteren Schule. Wenn man sich aber nun vor Ort einen Überblick verschafft, dann werden auch Kritiker feststellen müssen: Es ist gelungen! Im Gebäude bieten großzügig und freundlich gestaltete Räume viel Platz für zahlreiche Angebote. Angebote, die es nun auch zu nutzen gilt.

 

Randbemerkung: Nicht nur Victoria Dörksen überzeugte das Publikum, auch der Musiker Hakim Ludin beeindruckte. Wie facettenreich eine an sich einfache „Trommel“ klingen kann verdeutlichte er hervorragend und bekam den verdienten Beifall.