Die Blomberger Nelkenwanderer nutzen das lange Himmelfahrts-Wochenende auf ihre Art. Sie packen die Rucksäcke, schnüren die Wanderschuhe. Der harte Kern der Wandergruppe will begleitet von den guten Wünschen der Daheimgebliebenen die südliche Hälfte des Weserberglandweges mit vier Tagesetappen erobern.

 

Beim Start am Weserstein in Hannoversch Münden liegen fast 100 Kilometer bis nach Stadtoldendorf vor der Wandergruppe. Nach einer kurzen Umleitung und einem knackigen Anstieg ist mit der Tillyschanze ein erster Aussichtspunkt oberhalb der Stadt erreicht. Überwiegend naturnahe Wege mit einem ständigen Auf und Ab schließen sich an. Der Weserbergland-Weg folgt dem Fluss und schlängelt sich, begleitet von knorrigen Eichen und Buchen, am linken Talhang entlang.

 

Auf ihrem Weg in Richtung Norden werden die Nelkenwanderer oftmals mit traumhaften Ausblicken auf die Weser und das gegenüberliegende Bergland belohnt. Um die Länge der ersten Etappe zu reduzieren wird ab Veckerhagen auf den Upland-Weserberglandweg gewechselt. Wie es bei Abkürzungen häufig passiert: Es wird anstrengend! Auf einem schmalen und steilen nicht enden wollenden Pfad ziehen die Wanderer hinauf auf den Staufenberg.

 

Mit über 470 Metern Höhe zählt der zu den höchsten Erhebungen der Region. Mitten durch den Reinhardswald und damit durch eines der am wenigsten besiedelten Gebiete Deutschlands mit geschlossenen Wäldern, weit ausgedehnten Hutewaldflächen und einem großen Friedwald geht es weiter direkt zur Sababurg, dem sagenhaften Dornröschenschloss der Gebrüder Grimm. Nach einem sehr naturnahen Pfad über Stock und Stein entlang der Mauer um den dortigen Tierpark findet die erste Etappe nach 28 Wanderkilometern einen würdigen Abschluss. Zur allgemeinen Erleichterung wartet hier der Wirt der Unterkunft in Gottsbüren und bringt die langsam müde werdenden Nelkenwanderer zur Unterkunft.

 

Gut gestärkt beginnt die zweite Etappe mit dem Ziel Würgassen mit der Besichtigung der Wallfahrtskirche in Gottsbüren. Diese Etappe sollte mit gut 16 Kilometern relativ kurz ausfallen, doch lassen wir uns überraschen. Im Ort heizte die Sonne noch kräftig ein. Aber dann geht es durch schattigen Laubwald weiter. Sehr anspruchsvoll und abenteuerlich führt der Weserberglandweg durch den wildromantischen St. Georgengrund.

 

Der Boden ist uneben und rutschig, umgestürzte Bäume werden umgangen oder kletternd überwunden und der Bach miss mehrfach überquert werden. Zurück in der Zivilisation lässt sich die Wandergruppe spontan auf eine Routenänderung ein. Es wird dem Frau-Holle-Pfad gefolgt, die Ortschaft Gewissenruh liegt an der Strecke. Der Weg bietet wiederholt auch für den die Gruppe begleitenden Vierbeiner tolle Blicke ins Wesertal hinein.

 

Jetzt nur noch durch die Qualgrube aufwärts und die Wanderer sind wieder zurück auf der eigentlich geplanten Wegeführung. Weiter bis nach Karlshafen wird der nördliche Teil des Reinhardswaldes durchquert. Hier stößt die Gruppe nach fast 18 gewanderten Kilometern auf einen Wegweiser nach Gottsbüren. Zur allgemeinen Belustigung beträgt die Entfernung sage und schreibe gerade einmal sieben Kilometer.

 

Am historischen Hafen von Karlshafen gibt es eine kurze Rast im Schatten historischer Gebäude. Und dann sind es nur noch drei von an diesem Tag 25 Wanderkilometern bis zur Unterkunft in Würgassen. Angesichts der bisher zurückgelegten Strecke und den angekündigten hohen Tagetemperaturen kommt eine alternative Streckenführung zum Zuge. Denn jetzt soll es hinauf in den Hochsolling nach Silberborn gehen.

 

Zunächst wird auf dem Holzweg oberhalb der Hannoverschen Klippen zum Skywalk gegangen. Hier am Steilhang entwickelt sich ohne menschliche Eingriffe ein Urwald. Die Aussichtsplattform lädt zum Verweilen ein, aber die Zeit drängt. Noch auf die Schnelle werden einige Blasenpflaster verteilt, geklebt und es geht weiter. Die Wandergruppe folgt einem fast zugewachsenen Pfad durch hochgewachsene Buchenwälder nach Derental.

 

In praller Sonne zunächst auf Asphalt und später Schotter wird sich im gleichnamigen Tal bis zur Derentalhütte hinauf gequält. Entlang eines immer wieder Schatten spendenden Waldrandes ist Neuhaus erreicht. Nach einer kurzen Rast werden die letzten Meter bis zur Unterkunft in Silberborn in Angriff genommen. Das Ziel des Tages ist nach heute nur knapp 22 Kilometern erreicht.

 

Vor dem großen Andrang im Speisesaal wird nach einem ausgiebigen Frühstück die vierte und letzte Etappe auf dem XW, dem Weserberglandweg in Angriff genommen. Oberhalb von Silberborn führt der Weserberglandweg durch das Mecklenbruch, dem größten Hochmoor im Solling. 63 Hektar groß und 4300 Jahre alt: dieses Hochmoor ist einzigartig im Weserbergland. Einzigartig ist auch der folgende Marsch abwärts durch das Hellental.

 

Saftig grüne und bunte Wiesen und Weiden, Kühe mit Kuhglocken, summende Bienen und zirpende Heuschrecken versprühen einen Hauch von alpinem Flair und lassen die Hitze des Tages gar nicht zur Geltung kommen. Entlang von Waldrändern, Getreidefeldern und Bächen geht es von Hellental über Merxhausen und Heinade weiter. Nun wartet noch ein recht steiler Anstieg auf den Holzberg. Den meistern die Nelkenwanderer mit Bravour.

 

Und zur Belohnung gibt es einen Pfad über die Holzbergklippen mit immer wieder traumhaften Blicken auf das Ziel Stadtoldendorf. Die Etappe endet nach 21 Kilometern bei den Engeln am Rand der Altstadt. Die Rückfahrt mit der Bahn nach Schieder gestaltet sich recht kurz. Dennoch gibt es die Gelegenheit sich zu sammeln und die gemeinsamen Eindrücke und Erlebnisse Revue passieren zu lassen.

 

Vier sehr schöne und ereignisreiche manchmal anstrengende Tage unterwegs gehen zu Ende. Fast 100 Kilometer zu Fuß sind geschafft, alle sind trotz einiger Blessuren glücklich, zufrieden und stolz auf das Geleistete und ist voller Vorfreude auf den nördlichen Teil des Weserberglandwegs im Herbst. Übrigens, die nächste Herausforderung für die Nelkenwanderer steht kurz bevor. Am Samstag, den 29. Juni 2019, findet der achte Wandermarathon auf dem Nelkenweg rund um Blomberg statt.