Zu „Heu und Kunst“ verpflichtet sich Roberta Dapunt und das könnte auch das Motto der Themenreihe „Wir auf dem Land“ sein, das der Kunstverein Schwalenberg seit dem Sommer aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Es geht um das Leben auf dem Land und die Frage, wie qualitätsvoll es sein kann oder sein sollte. Roberta Dapunt, Lyrikerin, die in Ladinisch und Italienisch mit prosaischem Blick auf den bäuerlich-ländlichen Alltag blickt, wird als Gast des Dritten Schwalenberger Tischgesprächs gemeinsam mit ihrem Lebenspartner, dem Künstler Lois Anvidalfarei, Protagonistin des „Dritten Schwalenberger Tischgesprächs“ sein.

 

Poetische Reflexionen über die Natur, die Nähe zu den Tieren und die damit verbundene profane Arbeit spiegeln sich in den Texten Dapunts ebenso wie ihre selbstzweifelnde Spiritualität. Für den Kunstverein wird sie aus ihrem Buch „Nauz“ lesen, was aus dem Ladinischen übersetzt „Trog“ bedeutet.

 

„Man ist beeindruckt von der unpathetischen Anteilnahme, mit der sie über das Schlachten eines Schweins schreibt und wie sie somit dem Tier seine Würde wiedergibt“, heißt es in einer Mitteilung des Kunstvereins, der neben Roberta Dapunt auch deren Ehemann und mit Johann-Friedrich von der Borch einen weiteren Vertreter des Landlebens zum Gespräch geladen hat.

 

Von der Borch wuchs auf dem Gut Holzhausen auf, studierte Volkswirtschaft, leistete sich einen Ausflug in den Journalismus und entschloss sich dann zur Leitung des elterlichen Demeter-Betriebs. Die Tangente zur Kunst schloss sich für ihn mit der Initiierung des „Nieheimer Kunstpfads“, der sich im Laufe der Jahre stetig erweiterte.

 

Anvidalfarei und von der Borch sind landwirtschaftliche und künstlerische Akteure, wobei Ersterer seine eigenen bildhauerischen Körper-Skulpturen in die Landschaft des Gadertals in Südtirol einbettet so wie von der Borch den eigenen Wald für die Objekte ausgewählter Künstler nutzt.

 

Sie stellen sich gemeinsam mit Dapunt den Fragen von Brigitte Labs-Ehlert, die die Moderation der Tischgespräche übernimmt und den Dialog von Kunst, Landwirtschaft und Landschaft im „Kreislauf der Natur“ fokussiert. Das Gespräch ist die Fortsetzung der Reihe „Wir auf dem Land“, in der es bereits um die Kultur der Schafe und eine „botanische Liebeserklärung an die Brennessel“ ging. Neue Food-Konzepte, junge Architektur und innovatives Handwerk werden in weiteren Tischgesprächen zur Diskussion stehen.

 

Das Dritte Schwalenberger Tischgespräch beginnt am Samstag, den 24. November 2018, in der Galerie „Haus Bachrach“ in der Marktstraße 5 in Schwalenberg um 17.00 Uhr. Die begleitende Ausstellung „Conditio Humana“ mit Zeichnungen und Skulpturen von Lois Anvidalfarei wird bis zum 6. Januar 2019, jeweils freitags, samstags und sonntags zwischen 14.00 Uhr und 17.30 Uhr in der Galerie des Kunstvereins zu sehen sein.

 

Unsere Motivation in der Provinz:

 

In diesen Zeiten, in denen sich Menschen in den Städten drängen und kulturelle Angebote sich eben dort ballen, ist die Provinz negativ konnotiert: Provinziell! Der kleine und unscheinbare Kunstverein Schieder-Schwalenberg möchte einen Kontrapunkt setzen. Provinz bedeutet schließlich nicht intellektuelle Minderbemittlung oder kulturelles Desinteresse. Im Gegenteil: Wir auf dem Land betreiben Kultur im ursprünglichsten und wahrsten Sinne des Wortes.

 

Wir kultivieren unseren Acker. Wir bestaunen die unglaubliche Schönheit der Natur. Wir leben mit der Natur und sehen gleichzeitig die tiefe Diskrepanz unserer Gesellschaft zu natürlichen Lebenswerten. Wir stellen den „Kreislauf der Natur“ dort in den Fokus, wo er elementar spürbar ist.

 

Die Künstler und Bergbauern Roberta Dapunt und Lois Anvidalfarei, der Volks- und Landwirt Johann-Friedrich von der Borch und die Literaturwissenschaftlerin und Schwalenbergerin Brigitte Labs-Ehlert als Protagonisten des Dritten Schwalenberger Tischgesprächs tragen wie ländliche Abgesandte ihre Botschaften aus der Provinz hinaus und hoffentlich bis in die Metropolen hinein. Rückkopplung erwünscht!